Der Stromverkäufer Teldafax hat im Juni 2011 beim Amtsgericht Bonn für die Teldafax Holding AG, Teldafax Energy GmbH und die Teldafax Services GmbH Insolvenzantrag gestellt. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Dr. Biner Bähr bestellt – er ist damit verantwortlich für alle TeDaFax Verfahren und wird (wenn die Gläubiger ihn nicht ablehnen) voraussichtlich als Insolvenzverwalter bestellt werden. Nach eigenen Angaben verfügte Teldafax zuletzt in Deutschland über rund 780.000 Kunden.
Gegen die Verantwortlichen der Teldafax Holding GmbH und mehrerer Tochtergesellschaften werde wegen des Verdachts der Insolvenzverschleppung und des gewerbsmäßigen Betruges ermittelt, teilte die Staatsanwaltschaft Bonn am Montag mit.
Durch Verträge mit Preisbindung sind offenbar bei Teldafax sukzessive hohe Verluste entstanden. Die Staatsanwaltschaft prüft gegenwärtig Anhaltspunkte, wonach möglicherweise bereits mit den 2008 einsetzenden Strompreiserhöhungen die Teldafax-Kunden nicht mehr haben profitabel beliefert werden können. In diesem Fall wäre eine Vielzahl von Strom-Verträgen möglicherweise in Kenntnis der sich abzeichnenden Krise abgeschlossen worden, möglicherweise, um durch mit der Akquise von Neukunden verbundene Vorauszahlungen einzunehmen und ein Liquiditäts-Exodus zu verhindern, bzw. zu verzögern: Sofern insgesamt nicht rentabel gewirtschaftet wird, bzw. wegen Preisbindungen die Einnahmen nicht erhöht werden können, ist der Gau naturgemäß vorprogrammiert.
Das Handelsblatt hatte bereits am 20. Oktober 2010 berichtet, dass der Stromanbieter Teldafax überschuldet sei. Das Unternehmen finanziere sich wie ein Schneeballsystem aus Neukunden, mit deren Vorauszahlungen Strom eingekauft werde, der dann mit Verlusten weiterverkauft werde. Nach dieser Berichterstattung des Handelsblatt bereits vor einem 3/4 Jahr sei eine Pleite in der Vergangenheit nur mit Bilanztricks verhindert worden. Teldafax hatte diese Vorwürfe abgestritten.
Laut Staatsanwaltschaft wird jetzt – wenig überraschend – der Verdacht geäußert, dass eine Vielzahl von Verträgen in Kenntnis der desolaten Situation abgeschlossen worden seien, um die mit den Verträgen verbundenen Vorauszahlungen der Kunden zu kassieren.
Unterdessen berichtet das Handelsblatt von weiteren Unregelmäßigkeiten: Es wird berichtet, dem Handelsblatt liege eine Überweisungsliste aus der Teldafax-Buchhaltung aus dem Monat vor der Insolvenz vor, wonach der bereits im März ausgeschiedene Ex-Vorstand Klaus Bath immer noch mehr als 17.000 Euro netto erhalten haben soll. Dem neuen Vorstand Alexander Kutz, der erst 2009 bei einem Gehalt von rund 4000 Euro brutto in der Marketingabteilung angefangen hatte, sollen danach ebenfalls mehr als 17.000 Euro ausgezahlt worden sein. Und die Leiterin der Rechtsabteilung habe sich nach Angaben des Handelsblatt wenige Wochen vor dem Insolvenzantrag neben ihrem Gehalt noch hunderte Überstunden auszahlen lassen – insgesamt soll sie so 17.100 Euro netto erhalten haben. Auch sog. Sanierungsexperten sollen erheblich abkassiert haben (so die Berichterstattung auf www.handelsblatt.com).
Die russischen Anteilsinhaber, die in den vergangenen Monaten 100 Millionen Euro in den Stromanbieter Teldafax investiert und verloren haben, leiten rechtliche Schritte gegen die Verantwortlichen ein. „Die internationale Großkanzlei DLA Piper wurde damit beauftragt, mögliche Ansprüche zu prüfen“, bestätigte Aufsichtsratschef Wolfram Scharff auf Anfrage des Handelsblatts. „Die Investoren sehen sich getäuscht.“
Es zeichnet sich ab, dass es sich bei der Teldafax-Insolvenz um ein Verfahren handeln wird, bei dem ein Schwerpunkt auf die Prüfung und ggf. Durchsetzung von Anfechtungsansprüchen und Vorstandshaftung liegen wird. Den vielen betroffenen Stromkunden wird indes die etwaige Durchsetzung solcher Ansprüche nur wenig helfen, denn erfahrungsgemäß sind die Insolvenzverwalter zunächst die Profiteure solcher Verfahren, da mit der Masse-Vermehrung die Verwalter-Vergütung steigt, die Prozessgebühren in der Praxis häufig über Anwälte in derselben Kanzlei abgerechnet werden und Erhöhungsfaktoren geltend gemacht werden. Statistisch ergeben sich bei Insolvenzverfahren nach jahrelanger Verfahrensdauer oft nur 3-4 % Quote.
Eine Sanierung des Unternehmens ist unwahrscheinlich, da die Kunden nach Grundversorgung durch örtliche Stromanbieter bereits zu anderen um sie buhlenden Stromverkäufer wechseln. Mitarbeiter in den sog. Service-Centern werden ebenfalls bereits durch andere Stromverkäufer in Call-Center gelockt.
In unserem Fall hat TELDAFAX möglicherweise in Kenntnis der sich abzeichnenden Krise Ende 2010 Stromlieferverträge abgeschlossen und 1280,00 € Vorauszahlung kassiert. Eine Lieferung erfolgte nicht. Sehr wahrscheinlich ist TELDAFAX die Verträge eingegangen um mit unserer Akquise die bei Neukunden verbundenen Vorauszahlungen einzunehmen und bei sich einen Liquiditäts-Exodus zu verhindern, bzw. zu verzögern.
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